Grundsatzprogramm
Vorbemerkung
Der Technische Cartell-Verband Deutschland e.V. (TCV) wurde im Jahre 1903 als Dachverband farbentragender katholischer Studentenverbindungen an Ingenieurschulen gegründet.
Unsere gesellschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse haben sich inzwischen grundlegend gewandelt; geblieben sind jedoch die gemeinsam getragenen Grundsätze, die jeweils neu in Erinnerung gerufen werden müssen.
Die dem TCV angehörenden Verbindungen, wie auch deren einzelne Mitglieder, sind sich der Aufgabe bewußt, bei der Bewältigung der in unserer Zeit anstehenden Probleme mitzuwirken und auch im öffentlichen Bereich entsprechend Verantwortung zu übernehmen. Die erweiterte Gemeinschaft der Europäischen Union öffnet zudem neue Dimensionen und weitere Herausforderungen.
Der TCV stellt sich diesen Zeiterfordernissen. Als Dachverband farbentragender, nichtschlagender, christlich geprägter Studentenverbindungen an Hochschulen und Universitäten Deutschlands vertritt er die Interessen und Zielsetzungen frei von parteipolitischer Zugehörigkeit.
Der TCV nimmt die Erwartungen seiner Mitgliedsverbindungen ernst und bleibt dem eigenen Anspruch für Veränderungen offen. Ebenso bietet der TCV ein breites Forum für den Dialog mit anderen Gruppen in unserer Gesellschaft.
Diese Grundsatzprogramm bietet dazu Fundament und Rahmen.
Zielsetzung
Der TCV steht auch in der Gegenwart fest auf dem Fundament seiner Gründer. Die Arbeit des TCV in der Gegenwart und für die Zukunft ist untrennbar verankert in den unwandelbaren christlichen Werten.
Der TCV fühlt sich als Verband berechtigt, Probleme und Prioritäten aufzuzeigen, die seine Mitglieder im kirchlichen, staatlichen und gesellschaftlichen Leben der Gegenwart bewegen.
Gemeinsame Grundsätze und Zielvorstellungen bilden die Voraussetzungen für die Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit des TCV. Der TCV bekennt sich zu den Grundsätzen
„Religion, Wissenschaft, Freundschaft".
Religion
Die Verantwortung vor Gott und das christliche Verständnis vom Menschen bilden für uns den Inhalt des Prinzips "religio".
Das persönliche Bekenntnis zu Jesus Christus und der Glaube an ihn sind Ausgangspunkt und Ziel für ein bewußtes Handeln der Mitglieder des TCV in Hochschule, Staat und Gesellschaft.
Unsere Gesellschaft ist mit einem unüberschaubaren Wertepluralismus konfrontiert. Die Tendenz zur Beliebigkeit und subjektive Auswahl ist groß, die Bereitschaft zur Verbindlichkeit dagegen gering.
Nach dem Zusammenbruch atheistischer Ideologien und bei der Brüchigkeit materialistisch ausgerichteter Lebenseinstellungen verlangen gerade junge Menschen wieder nach klaren, sinnstiftenden Werten, die wir in der Religion finden können.
Das Bekenntnis zu den christlichen Glaubenswahrheiten, das Bemühen um christliche Lebensgestaltung und das Zeugnis christlicher Wertvorstellungen bleibt den Mitgliedern des TCV ein ständiger Auftrag. Toleranz und Gewissensfreiheit verlieren dabei nichts von ihrem Wert.
Das Bekenntnis zu Gott und den Menschen darf nicht innerkirchlich katholisch eingeengt werden; es bedeutet zwar Anerkennung der katholischen Glaubenslehre, aber auch offen zu sein für die christliche Botschaft, wie sie in dem Bild einer Kirche in der Vielfalt zum Ausdruck kommt.
Wissenschaft
Wissenschaft und Bildung sind das Kapital eines Volkes. Sie bilden die Grundlagen gesellschaftlichen Fortschritts und werden somit zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren.
Der TCV unterstützt seine Mitglieder an Hochschulen und Universitäten durch begleitende Maßnahmen und Veranstaltungen der TCV-Bildungsakademie e.V. Der TCV versteht sich somit als eine Dachorganisation nicht nur für technische Disziplinen, sondern für alle wissenschaftlichen Fakultäten. Der Dachverband vertritt die Auffassung, daß sich Religion und Wissenschaft einander ergänzen, aber nicht ausschließen.
Jeder Angehörige einer TCV-Verbindung hat entsprechend seiner Begabung, sozialen Herkunft, persönlichen Neigung und Beteiligung alle Chancen wahrzunehmen, sein berufliches Ziel zu erreichen. Das setzt den Willen zum Lernen und zur Leistungsbereitschaft voraus.
Eine weitere Aufgabe fällt dabei den Altherren-Verbänden zu. Sie können aus ihrer Lebens- und Berufserfahrung heraus den jungen Mitgliedern der Verbindungen schon während des Studiums Hilfen gewähren. Nach Abschluß des Studiums ist der Erfahrungsaustausch eine gegenseitige Bereicherung und dient der persönlichen Weiterbildung.
Freundschaft
In den Studentenverbindungen des TCV schließen sich Studierende auf der Grundlage gemeinsamer Ideale zu einer Gemeinschaft zusammen und halten an diesem Freundesbund über die Zeit des Studiums hinaus fest (Lebensbund).
Um Verantwortung im öffentlichen Leben kompetent und wirkungsvoll zu übernehmen, sind demokratisches Verhalten, interdisziplinäres Denken und kooperatives Handeln verlangt. In dieser Gemeinschaft kann jeder Einzelne seine Persönlichkeit in Anlehnung an eine freundschaftliche, christliche Geisteshaltung frei entfalten.
Aus dieser Grundeinstellung erwächst bei der gebotenen Toleranz Freundschaft, wie sie den Verbindungen eigen ist. Die eingegangene Bindung und Beziehung trägt und formt, weil sie in einer freien Entscheidung und in bewußter Verantwortung aufgenommen worden ist. In der Lebensgemeinschaft der Verbindung wird somit Freundschaft nicht bloß Brücke an frohe Erinnerung und gemeinsame Interessen, sondern auch tragende und prägende Mitte.
Es werden gemeinsame Interessen und Grundeinstellungen gepflegt. Diese Freundschaft wird deutlich bei der aktiven Gestaltung des Studienalltags, bei der gegenseitigen fachlichen und persönlichen Unterstützung und im Dialog zwischen den Generationen.
Im Freundeskreis wird die Tradition studentischen Verbindungsbrauchtums als Weg zur Selbstfindung innerhalb der Gemeinschaft festgelegt. Das Einstehen für die gemeinsamen Grundsätze und die versprochene Freundschaft zeigt sich nach außen durch das Tragen der Verbindungsfarben.
Schlußbemerkung
Dieses Grundsatzprogramm des TCV ist Ausdruck des Wissens um die gleichen Grundlagen, des Willens um die gleichen Ziele und der gemeinsamen Verantwortung vor Gott, den Mitmenschen und der Welt.
Der TCV ist sich im Sinne seiner Gründer bewußt:
"Nicht Starrheit oder Stillstand, sondern stetiger Ausbau dieser Grundsätze ermöglichen dem Technischen Cartell-Verband weiteres Leben unter dem Wahlspruch"
"In unitate firmitas" (Jean Weißenfels 1953)
verabschiedet 1995 in Vallendar/Rhein
gez. Klaus-Peter Sporleder,VOP (Vorortspräside)
gez. Helmut Otto, cVOP (Vorortspräside)
gez. Dieter Reinmuth, AVOP (Aktiven Vorortspräside)
gez. Ulrich Hering, CS (Cartellschriftführer)
gez. Ludwig Sterzer, CK (Cartellkassierer)
gez. Dr.Max Hopfner, GB (Geistlicher Beirat)
gez. Werner Gruber, AKAV
gez. Ingo Holzgrefe, RCP Nord (Regionalconventspräside Nord)
gez. Gerald Stein, RCP NRW (Regionalconventspräside Nordrhein-Westfalen)
gez. Klaus Albinger, RCP M-W (Regionalconventspräside Mitte-West)
gez. Karl Knaus, RCP S-W (Regionalconventspräside Süd-West)
gez. Ludwig Faltenbacher,RCP-By (Regionalconventspräside Bayern)